Montag, 27. Dezember 2010

Bahn-Blogger Fanpuppe bald erhältlich

Der Hype um den Bahn-Blogger übertrifft meine kühnsten Erwartungen:
3 Blogabonnenten, 20 Fans auf Facebook und 51 Follower auf Twitter (hüstel. die mir folgen, weil ich ihnen folge ...).

Na jedenfalls hat mich Facebook-Fan Corinna auf eine super Idee gebracht. Der nächste Vermarktungsschritt muss getan werden, denn sonst überrollt mich das Ganze. Merchandising ist das Stichwort! Ich bringe jetzt eine Bahn-Blogger Fanpuppe raus. Die können dann meine Fans in meinem zukünftigen Webshop bestellen und daheim aufs Sofa setzen oder im Auto auf der Hutablage platzieren. Und dann ... jetzt kommt's ... dann sehen nämlich ganz viele Leute die Fanpuppe und wollen auch Bahn-Blogger Fans werden und ich werde bald berühmt.

Also, ich melde mich dann wieder, sobald mein Webshop steht und der erste Frachtcontainer mit Bahn-Blogger Fanpuppen aus China eingetroffen ist.

Es gibt bereits einen Prototypen der Fanpuppe, den ich an Heiligabend entdeckt habe. Den muss ich nur noch unbemerkt aus dem Wohnzimmer meiner Schwiegereltern holen und als Muster nach China schicken.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Was hat zementierte Marzipan-Rohmasse mit Bahnfahren zu tun?

Auch ein Bahn-Blogger muss sich auf Weihnachten vorbereiten. Denn schließlich möchte ich Weihnachten nicht im Regionalzug verbringen, sondern zuhause mit der buckligen Verwandtschaft. Und dieses Jahr möchte ich meinen Lieben eine besondere Freude machen und selbstgemachte Weihnachtspralinen verschenken.

Gesagt getan. Hab diese Woche also gut die Hälfte meines Weihnachtsgeldes in Backzutaten investiert und hab mich heut voller Tatendrang an die häusliche Pralinenherstellung gemacht. Schnell merkte ich, das meine Konditor-Fertigkeiten doch nicht ganz so ausgeprägt sind, wie ich das vermutet habe. Die Rumkugeln waren ja noch relativ einfach. Das Rezept war falsch, aber ich hab's grade noch gemerkt und hab statt der falsch angegebenen 3 Tropfen Rumaroma die notwendigen 20 Tropfen beigemischt; soll doch nach Rum schmecken, oder?

Und dann kam das böse Erwachen. Bei der Vorbereitung für die Nougatwürfel hat die Marzipan-Rohmasse irgendwie mit dem Puderzucker reagiert und ist innerhalb von 10 Minuten vollständig zementiert. Da war nix mehr mit dünn ausrollen und kleine Quadrate ausschneiden. Hab dann die Marzipan-Rohmasse so gut wie möglich an die Nougatwürfel geklebt und die Würfel in den Kouvertüren-See geworfen. Die Kouvertüre hat alles schön zugedeckt. Wenn man nicht so genau hinschaut, sieht das Ergebnis aus wie Pralinen.

Muss mir jetzt noch überlegen, ob ich diese Konditor-Kunstwerke verschenke oder besser versuche, sie mit'm Bauchladen in der Regionalbahn zu verkaufen.

Freitag, 17. Dezember 2010

IRE rocks!

Regionalbahnfahren ist ehrlich und authentisch! Vergesst die dekadenten ICs und ICEs, in denen man kaum merkt, dass man sich fortbewegt. Regionalbahn, Regional-Express und Interregio-Express, das sind Züge, die noch wie Züge aussehen. Das ist Bahnfahren ohne Schnörkel in seiner urprünglichsten Form. Hier spürt man noch die Schiene unter den Rädern. Welcher verweichlichte ICE-Fahrgast weiß denn heute noch, was ne echte Diesellok ist, die mit aufheulenden Motoren den Bahnhof verlässt und schwarze Rauchwolken ausstößt, dass sich der Himmel verdunkelt. Begriffe wie Trägheit und Masse bekommen eine ganz neue Bedeutung, wenn der Diesellokführer beim Einfahren in den Bahnhof merkt, dass das Ende des Bahnsteigs zu schnell entgegenkommt und hart bremsend mit den ersten drei Waggons im freien Feld stehen bleibt. Das bringt den Kreislauf in Schwung!

Ganz besonders freue ich mich, wenn ich mit dem Interregio-Express fahren darf. Das ist nämlich die Königsklasse im Regionalverkehr. Der wuchtige Doppeldeckerzug ist geradezu ehrfurchteinflößend, wenn er majestätisch in den Bahnhof einfährt. Elektronisch gesteuerte Türen, die sich per Knopfdruck öffnen lassen, zwei Fahrgastebenen, Großraumabteile für Kinderwagen und Fahrrad, an alles wurde gedacht, sogar das Farbkonzept mit den blauen Sitzpolstern vermag zu überzeugen.

Aber das Allerbeste hab ich mir für den Schluss aufgehoben: Der IRE hält zwischen Ulm und Stuttgart nicht 37 mal - nein nur die ganz großen Bahnhöfe wie Geislingen, Göppingen und Plochingen haben die Infrastruktur, um einen IRE-Halt zu bewältigen. Durch die Kleinbahnhöfe braust der IRE ganz selbstbewußt durch.

Montag, 13. Dezember 2010

Technik vom Feinsten am Uhinger Bahnhof

Der Bahnhof in Uhingen war bislang noch weitestgehend im technischen Originalzustand seit der Weimarer Republik, sieht man vom Fahrkartenautomaten ab, der nicht funktioniert, weil es die Uhinger Vandalen geschafft haben, mit Feuerzeugen den Touch-Bildschirm so zu deformieren, dass keine Bedienung mehr möglich ist.

Nun ist der Knoten geplatzt und die technische Aufrüstung wurde vollzogen. An beiden Gleisen steht neuerdings ein Mast mit einer digitalen Anzeige, auf der "Fahrgastinformation" steht. Ganz fancy huscht ein bernsteinfarbener Gedankenstrich von rechts nach links durch's Display und erinnert ein wenig an die Leuchtanzeige im Kühlergrill von K.I.T.T., Knight Riders Sportwagen. Fehlt nur noch dieses unnachahmliche Geräusch wuuuuoooooohhhhh wuuuuoooooohhhhh!

Diese Fahrgastinformation dient vermutlich, wie der Name ja sagt, der Information von Fahrgästen. Bislang wurde noch nichts angezeigt, also die normalen Anzeigen, welcher Zug auf diesem Gleis als nächstes wann abfährt, sind es wohl nicht. Gut fände ich, wenn - sofern keine Verspätung vorliegt - angezeigt wird, dass alle Züge auf diesem Gleis pünktlich sind. Na gut, von ihrem Image will die Bahn halt nicht weg. Schade eigentlich, denn wer regelmäßig Bahn fährt, der weiß, dass Verspätungen eher die Ausnahme sind. Mein Zug jedenfalls hat so gut wie nie Verspätung.

Aber zurück zur Fahrgastinformation. An heißen Sommertagen könnten Zusatzinfos angezeigt werden wie: "Wagen 1 ist heute nicht klimatisiert, bitte hier nur mit leichter Bekleidung einsteigen" oder an kalten Wintertagen: "Die Türen der Waggons 1 und 2 sind wegen Kälte außer Betrieb, steigen Sie bitte beim Lokführer ein."

Was letztlich wirklich angezeigt wird, werde ich sicher bald herausfinden.



Freitag, 10. Dezember 2010

Sind Bahnfahrer eine Solidargemeinschaft?

"Wer ab dem 10.06.2007 kein Ticket hat, fährt schwarz und damit auf Kosten der ehrlichen Fahrgäste." So steht's in den Regionalzügen geschrieben.

Appelliert die Bahn etwa an ein Gewissen, an ein Solidargefühl? Ein geradezu lächerlicher Gedanke für jemanden, der wie ich regelmäßig Zeuge von Verfolgungsjagden im Zug wird, bei denen der Schaffner hysterisch kreischt: "Stehen bleiben oder ich ruf die Polizei!".

Erst heute morgen konnte ich wieder zwei Beobachtungen machen. Ein junger Mann ist 10 Minuten vor Abfahrt in den Zug eingestiegen. Als die Schaffnerin kam, lautete die Erklärung für das nicht vorhandene Ticket: "Ich hab grade noch den Zug erwischt, ich konnte mir kein Ticket mehr kaufen." Grrr, wie abgebrüht! Ein weiterer Fahrgast hatte ein Ticket von gestern, das die Schaffnerin natürlich heute nicht mehr akzeptierte. Der gute Mann argumentierte daraufhin mit der schlechten Moral der Bahn! Bull Shit!

Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, einem Fahrgast zuzuhören, wie er mit seiner Frau oder Freundin telefonierte: "Jetzt hab ich diese Woche schon zum zweiten Mal ein Ticket gekauft und keiner hat kontrolliert. 20 Euro zum Fenster rausgeschmissen, so ne Scheiße!" Na immerhin hatte der ein Ticket.

Der Gedanke, dass man mit einer Bahnfahrt eine Leistung in Anspruch nimmt, die einen Gegenwert darstellt und dass man für diese Leistung Geld bezahlen muss, scheint im Land  der Schnäppchenjäger bei manchen Zeitgenossen nicht angekommen zu sein.

Aber bei aller Aufregung um Schwarzfahrer muss man die Kirche im Dorf lassen, denn die große Mehrheit der Bahnfahrer ist im Besitz eines gültigen Tickets, ob aus der Motivation des Leistungsentgelts oder aus Angst erwischt zu werden, weiß ich auch nicht.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Roter Rotkäppchensekt zum Feierabend

Da radelte ich gestern Abend im schlimmsten Regen von der Arbeit zum Bahnhof, aber was ich dann im Zug erlebte, hat meine schlechte Laune wieder vertrieben. Ganz in meiner Nähe saßen vier Damen, die sich angeregt unterhielten, die ich aber zunächst nicht beachtete.

Plötzlich ein Geräusch, das ich nicht mit Zugfahren verbinde: Fuump! Ein knallender Sektkorken. Ich schau rüber und was sehen meine entzündeten Augen: Holy Crap! Eine der Damen schenkt roten Rotkäppchensekt in vier Plastikbecher ein! Ein süßlicher Geruch macht sich im Waggon breit, vermischt mit etwas, das nach leicht Vergorenem riecht. Die Damen haben jetzt meine volle Aufmerksamkeit. Sie räsonieren grade über die misslungene Unternehmenspolitik ihres Arbeitgebers und über gescheiterte Fusionen: "Des kann mir immer no koinr erklära, dass der Fehler im Syschdem zwoimol auftaucht, nämlich bei mir und bei dr Niedrlassung in Weingarten. Warum krieged die des net in Griff? Des müsst mr doch andersch macha!" So richtig auf die Lösung des Problems kamen sie dann jedoch nicht.

Ich wandte mich schon wieder meiner Lektüre zu, als wieder große Aufregung entstand; die Schaffnerin war im Anmarsch (fällt das eigentlich nur mir auf, dass ich immer nur Schaffnerinnen, aber nie Schaffnern begegne?). "Ja, Sie sind ja heut in Zivil, isch do die Quote vom Schwarzfahrererwischa besser?" Kreischendes Gelächter rüttelt schmerzhaft an meinem Trommelfell. "Krieged Sie eigentlich Provision, wenn Se oin erwisched?" Das Gelächter wird ohrenbetäubend und steigert sich ins Hysterische. Der Schalldruck wird fast unerträglich, aber ich muss bleiben! Ein solches Spektakel erlebt man nicht alle Tage.

Aber dann wurd's leider zäh. Die Schaffnerin klagte Ihr Leid und zwar nicht über die Schwarzfahrer, sondern über die zahlenden Fahrgäste, die ihr durch "Fehlverhalten" die Zeit stehlen und sie somit in ihrer Schwarzfahrerjagd behindern. Als da wären:
1. Ticket erst im Zug lösen
2. mit zu großen Scheinen bezahlen
3. Bahncard nicht unaufgefordert zeigen

Verstohlen ziehe ich meine Bahncard aus der Geldbörse. Jetzt bloß nicht erwischen lassen! Was ich hier in drei Punkten kurz und bündig darstelle, waren in Wirklichkeit gefühlte 15 Minuten Wehklagen über ignorante Fahrgäste. Sie hatte sich inzwischen so richtig in Rage geredet und jegliche Kommunikation im Keim erstickt. Den vier Damen war das Lachen vergangen, sie saßen mit versteinerten Gesichtern und glasigen Augen da. Zum Glück erreichten wir dann bald den Bahnhof Ulm und die Schaffnerin entließ uns schließlich, aber nicht, ohne vorher unsere Tickets zu kontrollieren. Selbstredend!


Dienstag, 7. Dezember 2010

Ist ein Arzt im Zug?

Was ich bisher nur aus Erzählungen kannte, durfte ich jetzt selbst erleben. Kaum hatten wir heute früh Ulm mit 10-minütiger Verspätung (witterungsbedingt) verlassen, räusperte sich die Schaffnerin über die Sprechanlage "Ist ein Arzt im Zug? Kommen Sie bitte in den Wagen 1." Mich erinnert das immer an die Kaufhausdurchsagen: "Die 18 bitte, an 56" Also nicht inhaltlich, sondern wegen der nasalen Stimmlage. Hektische Schritte über mir wurden laut - ich sitze im Doppeldeckerwaggon immer unten (aber nur morgens; abends bei der Heimfahrt bin ich lieber im oberen Abteil). Dann wieder Stille.

Mit einem Knacksen im Lautsprecher machte sich die Schaffnerin erneut bemerkbar und verkündete die Hiobsbotschaft: "Wegen eines Notarzteinsatzes im Zug wird sich unsere Weiterfahrt in Geislingen um circa 15 Minuten verzögern." Dazu muss man wissen, dass die Bahn, wenn es denn mal eine Verspätung gibt, zur Untertreibung neigt. So können aus 15 Minuten locker 25 werden. Aber sie wollen einfach nicht raus mit der Wahrheit. Als Fahrgast freut man sich doch, wenn die Verspätung dann doch nicht so groß ist wie angekündigt und ärgert sich, wenn’s länger dauert. Aber lieber wird ein paar mal nachgebessert und die Verspätung häppchenweise ausgeweitet, bis auch der letzte Fahrgast sauer gefahren ist. Für's Bahn-Image nicht gerade zuträglich.

Kurz vor Geislingen meldete sich auch noch der Lokführer: "Zugführer bitte melden (das ist im Bahnjargon der Oberschaffner). Dr Notarzt in Geislingen möcht wissa, in welchem Waga dr Patient isch. Am beschda direkt in Geislingen Bescheid geba - wenn net, dann isch's au egal."

HALLO! In Wagen 1 ist der Patient! Ist der Geräuschpegel in der Führerkabine so groß, dass man die Durchsagen des Schaffners nicht hört oder ist zugintern gar keine 2-Wege-Kommunikation mit dem Lokführer möglich?


Am Ende hat dann wohl alles geklappt, denn statt der 15 Minuten Verspätung fuhr der Zug schon nach 10 Minuten weiter. Aber Hauptsache mal wieder über die Bahn gemeckert.


Bildquelle: Andreas Morlok / pixelio.de http://www.pixelio.de/

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Mein armes altes Fahrrad!

Meine Passion als Bahnfahrer ist im Winter nicht mehr ganz so groß, wenn ich morgens auf verschneiten Straßen und Radwegen vom Bahnhof zur Arbeit radeln muss. Bei zweistelligen Minustemperaturen wünsche ich mir zuweilen sogar ein Auto, in dem ich mich bei 30° Innentemperatur wohlig auf dem Fahrersitz räkeln kann. Aber als knallharter Bursche, der ich bin, übersteh ich auch diesen Winter.

Mein geliebtes Fahrrad, das mich seit den frühen 90er Jahren begleitet, kommt jedoch mit Kälte und Schnee immer schlechter zurecht. Die Schaltung funktioniert nicht mehr richtig und überall wird Rost sichtbar. Leider kann ich es nicht mehr am überdachten Fahrradparkplatz des Uhinger Bahnhofs parken, weil Vandalen regelmäßig die dort abgestellten Fahrräder und Motorroller beschädigen. Auch mein Fahrrad war letztes Jahr Opfer dieser sinnlosen Zerstörungswut und hat dabei erheblich Schaden genommen. Mittlerweile stelle ich es bei einer Firma in Bahnhofsnähe im Hinterhof ab.

Heute morgen bot mein liebes Fahrrad einen erbarmungswürdigen Anblick. Völlig eingeschneit stand es in der Kälte; ich glaube, es hat leicht gezittert, als ich um die Ecke kam. Das Fahrradschloss verweigerte sich und ließ sich erst öffnen, nachdem ich ihm meinen heißen Atem eingehaucht habe. Nach einer halsbrecherischen Rutschpartie über Eis und Schnee sind wir glücklicherweise ohne Blessuren angekommen. Und weil mein Fahrrad so tapfer war, habe ich es heute unerlaubterweise mit ins Firmengebäude genommen, wo es sich den Tag ganzen Tag aufwärmen kann.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Kundenservice: Kommen Sie zu mir als Frau!

Als ich heute morgen auf meinen Anschlusszug wartete und ahnungslos über den Bahnsteig schlenderte, entdeckte ich an einer Plakatwand mit Sparkassenwerbung einen Kundenservice-Aufkleber.

Potzblitz! Da kündigt sich der Untergang der abendländischen Kulur ausgerechnet auf Gleis 4 des Göppinger Bahnhofs an. Ein gewisser Baron Fischer schreibt Ungeheuerlichkeiten, die mir die Schamröte ins Gesicht treiben. Er will f***** und zwar alle, nur keine Dicken! (Das reimt sich sogar). Persönlich auch noch und von hinten im Schwimmingpull. Na sowas.