Dienstag, 30. November 2010

Wie ich den Blizzard am Uhinger Bahnhof überlebte

Als ob der Wintereinbruch nicht schon genug Pein verursacht - nein, da warte ich gestern abend am Uhinger Bahnhof bei eisigen Temperaturen auf meinen Nachhausezug und stehe plötzlich mitten im Auge eines Blizzards.

Wie es dazu kam: Die Vorfreude auf meinen Feierabend, der jeden Tag pünktlich um 17:01 Uhr im miefig warmen Regional-Express nach Ulm beginnt, wurde durch eine 10-minütige Verspätung getrübt. Der Grund für die Verspätung war ein Güterzug, der offensichtlich Heizöl transportierte und es verdammt eilig hatte. Klar, bei diesen Temperaturen muss das Heizöl schnell geliefert werden, das seh ich ein. Dass aber der Güterzug mit gefühlten 300 km/h ohne Vorwarnung durch den Uhinger Bahnhof rast, ist weniger schön. Ich stand ca. 1,50 m vom Gleis entfernt, als ein fernes Grollen Unheil verkündete. Sekunden später war ich auch schon in eine Schneewolke eingehüllt. Der Güterzug donnerte ohrenbetäubend an mir vorbei, irrwitzige Windgeschwindigkeiten rissen mich fast von den Füßen. Orientierungslos taumelte ich über den Bahnsteig, konnte aber trotzdem geistesgegenwärtig mein iPhone zücken und diesen Blitz-Blizzard, der den Güterzug begleitete, auf Zelluloid bannen.

Montag, 29. November 2010

Ritueller Fußschmuck aus Afrika oder Winter in Ulm?

Als ich heut früh in die Schalterhalle des Ulmer Hauptbahnhofs kam, war mir klar, dass man den Winter jetzt nicht mehr weg diskutieren kann. Die meisten Fahrgäste waren mehr oder minder dick eingepackt, im T-Shirt sah man nur noch die ganz Hartnäckigen, die unabhängig von Außentemperaturen immer behaupten, ihnen wäre warm. Bei den "Normalen" spielt spätestens jetzt das Modebewußtsein nur noch eine untergeordnete Rolle. Man kleidet sich so, dass man der Kälte trotzt und das heißt zwangsläufig, der wahrgenommene Leibesumfang nimmt zu, die Unförmigkeit steigert sich teilweise bis ins Unkenntliche.

Und da! Wie nicht von dieser Welt steht sie vor mir, die junge Frau, die eben doch Wert darauf legt, auch bei diesen Temperaturen eine gute Figur zu machen und einen kurzen Rock und Nylonstrumpfhosen trägt. Aber was ist mit ihren Füßen passiert?

Samstag, 27. November 2010

Warum ich Regionalbahnfahrer bin?

Fast 10 Jahre fuhr ich täglich jeweils 70 km zur und von der Arbeit mit dem Auto. Mit der festen Überzeugung, das Auto biete unbegrenzte Flexibilität und Mobilität habe ich klaglos tausende Stunden Freizeit und Hundertausende von Kilometern auf der Autobahn verbracht. Bis zu dem Tag im Jahr 2009, an dem mein Opel Astra Sport Edition aus dem Jahr 2000 nicht mehr wollte und sich mit der unglaublichen Fahrleistung von 257.000 Kilometern in den wohlverdienten Ruhestand nach Rumänien verabschiedete. Die zwei seriösen Herren, die ihn für 700 Euro Cash mitgenommen haben, haben mir versprochen, ihn in gute Hände zu geben.

Und nun? Na klar, ein neues Auto kaufen und zwar was Komfortables! Nen Audi A6, das wär doch was. Als ich die Preise recherchierte, zerplatzte diese Illusion wie eine Seifenblase. Ok, ein Volkswagen, da ist doch der Name Programm. Auf zum VW-Händler, der mir ein Angebot unterbreitete, bei dem mir die Tränen kamen: 35000 Euro für einen Volkswagen! Mein Opel hat damals grade mal 20000 gekostet und das ist für einen Durchschnittsbürger mit Durchschnittsgehalt schon ne ganze Menge, aber 35000!? Dabei ist da noch nicht mal die lang ersehnte Standheizung drin und auch kein Automatikgetriebe. Glücklicherweise kam vor Vertragsunterzeichnung die Kurzarbeit dazwischen und der Passat wäre für mich nur noch unter Schmerzen finanzierbar gewesen.

So kam dann eins zum anderen und heute bin ich glücklicher und passionierter Regionalbahnfahrer. Plötzlich hatte ich geregelte Arbeitszeiten. Der Feierabend beginnt seitdem in dem Moment, in dem ich in den Zug einsteige und nicht erst nach gestresster Autobahnfahrt. In Ulm, wo ich wohne, komme ich mit Bus und Straßenbahn überall hin und ich bin frei! Ich muss mich nicht mehr auf der Autobahn quälen, ich steh nicht mehr im Stau, mir graut nicht mehr vor den Straßenverhältnissen im Winter, ich hab bedeutend mehr Geld in der Tasche. Ich bin genauso flexibel und mobil und ich kann abends in der Kneipe auch mal einen über den Durst trinken. Ich nutze die täglichen Bahnfahrten, um zu lesen, Musik zu hören, die neuesten Autorennen auf meinem iPhone zu fahren (haha) oder einfach nur, um verträumt aus dem Fenster die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten.