Dienstag, 23. August 2011

Sommerhitze und olfaktorische Erlebnisse beim Bahnfahren

Überall dort, wo sich Menschen in geschlossenen Räumen versammeln, fängt es früher oder später an, nach Mensch zu riechen. So weit, so gut. Nun gibt es verschärfte Situationen beim Bahnfahren, in denen die Gerüche intensiver werden:

  1. Hitze
    An heißen Sommertagen, wie wir sie derzeit erleben, neigen Menschen dazu, zu transpirieren. Die Folge ist ein strenger Geruch nach Buttersäure. Ganz besonders intensiv erlebt man in diesen Tagen diesen Geruch in Regionalbahn-Waggons ohne Klimaanlage, die schon vor dem Einsteigen an den gekippten Fenstern zu erkennen sind. Klaglos sitzen dort bedauernswerte Geschöpfe mit roten Köpfen und durchnässten Achselhöhlen, nicht wissend, dass nur ein Waggon weiter das gekühlte Paradies wartet.
     
  2. Döner und sonstiges Fast Food
    Menschen lieben es, während der Bahnfahrt Döner oder Hamburger zu essen. Wenn diese Nahrungsmittel ausgepackt werden, verbreitet sich ein sehr exotischer Geruch nach totem Tier, feucht gewordener Pappe und allerlei hochwertiger Gewürzbeimischungen. Steigt man in einen Zug der Deutschen Bahn, liegen auf ungefähr 80% der Sitze Essensreste, oft nur Krümel, oft aber auch Käse-, Fleisch-, Wurst-, Mayo- oder Ketchup-Reste oder eine Kombination aus allem. Wer sich schon mal auf ein lummeliges Gurkenscheibchen mit Ketchupresten gesetzt hat, das dem vorherigen Fahrgast aus einem McDonald's Hamburger auf den Sitz gefallen ist, der unterschreibt gerne meine Petition, an der ich grade arbeite: "Für ein Essverbot in deutschen Zügen".

  3. Bier und Spirituosen
    Diese lustigen Junggesellen-Abschiede und sonstigen Männerausflüge, die mit der Bahn unternommen werden, sorgen vor allem morgens vor 9:00 Uhr für eine Geruchsbelästigung der besonderen Art. Die männlichen Ausflügler neigen in der Regel zu übermäßigem Alkoholkonsum, um am Zielort schon richtig gut drauf zu sein. "Vorglühen" nennt man das in der Fachsprache. Die schlimme Folge für alle anderen Fahrgäste: Der Waggon stinkt wie eine Bierkneipe, die seit 3 Monaten nicht mehr gelüftet wurde. Und wer kennt nicht die umher rollenden halb leeren Bierflaschen, die durch Kurvenfahrt, Beschleunigen und Abbremsen ihren Weg durch den ganzen Waggon finden und dabei eine duftende, klebrige Bierspur zurücklassen. Eine Petition "Für ein Trinkverbot in deutschen Zügen" könnte hier Abhilfe schaffen.

  4. Matjesbrötchen
    Der Höhepunkt im Leben eines jeden Bahnfahrers ist eine Fahrt in einem geschlossenen Sechser-Abteil, in dem ein anderer Fahrgast plötzlich sein Matjesbrötchen auspackt und genüsslich verspeist. Dieser unnachahmliche Geruch von Fisch und Zwiebeln macht jedem zivilisierten Geruchsorgan den Garaus. Gerne unterschreibe ich auch für diesen Fall die Petition "Für ein Essverbot in deutschen Zügen".

Bildquelle: Maren Beßler, www.pixelio.de


Montag, 8. August 2011

Weibliche Reisende und ihre Maskottchen

Ob sich Bären auch kleine dicke Frauen an den Rucksack hängen? (Twitter-User @onrie)

Als regelmäßiger Bahnfahrer beobachte ich seit Jahren den Hang vieler Menschen, Maskottchen mit auf die Reise zu nehmen. Was früher die Christophorus-Medaille auf dem Armaturenbrett war, ist heute offenbar das Stofftier am Rucksack oder Koffer der meist weiblichen Reisenden.

Die Motivation, sich ein Maskottchen ans Gepäck zu hängen, geht vermutlich von "Schutz vor Zugentgleisungen" bis hin zu "Trost bei Heimweh". Meine Beobachtungen konzentrieren sich aber auf die Besitzer dieser Maskottchen:

  1. Die Mitzwanzigerin
    Aussehen: pummelig, nicht besonders hübsch
    Begleitung: zwei bis drei kreischende, hübsche, schlanke Freundinnen
    Besonderheiten: ein buntes Strähnchen im Haar und ein Piercing im Gesicht
    Gepäck: Rucksack, Wasserflasche in Außentasche
    Maskottchen: Stoff-Bärchen

  2. Die Mitdreißigerin
    Aussehen: pummelig, nicht besonders hübsch
    Begleitung: ein oder mehrere pummelige Kinder
    Besonderheiten: Dreiviertel-Hose, "cooles" Tatoo am Bein
    Gepäck: Rucksack und großer Koffer
    Maskottchen: Stoff-Bärchen oder Stoff-Häschen

  3. Die Mitvierzigerin
    Aussehen: pummelig, die Schwerkraft hat im Brust- und Pobereich bereits deutliche Spuren hinterlassen
    Begleitung: allein reisend
    Besonderheiten: sehr, sehr enge Stretch-Jeans
    Gepäck: Samsonite-Schalenkoffer mit zwei Rädern, der beim Ziehen zur Seite kippt
    Maskottchen: Stoff-Bärchen (Braunbär oder Panda)

  4. Der Mitdreißiger
    Aussehen: langweilig, unsportlich
    Begleitung: Frau/Freundin, die auch ein Maskottchen am Gepäck hat
    Besonderheiten: Dreiviertel-Hose, Ohrstecker
    Gepäck: Deuter-Rucksack
    Maskottchen: Stoff-Bärchen oder Stoff-Goleo

Und was denken Mitreisende über mich, wenn ich mein Häkelschwein hervorhole und vor mir auf den Tisch stelle?