Montag, 10. Juni 2013

Gleis ins Glück - Geistesgestörte Akademiker bei der Bahn

"Das Tarifsystem der Bahn wurde von genialen, aber geistesgestörten Akademikern entwickelt und kann nur von solchen verstanden werden." Wer diese Worte aus Ivo Schmidts neuem Buch als sporadischer oder regelmäßiger Bahnfahrer liest, muss vor Erleichterung in Tränen ausbrechen.

Ivo Schmidt aus Berlin ist eigentlich ein hoffnungsloser Fall, denn er fährt schon fast sein ganzes Leben lang mit der Bahn zur Arbeit. Ivo Schmidt entdeckte kürzlich mein totes Blog und nahm sich meiner an. Er empfahl mir zunächst die Lektüre seines Buchs "Gleis ins Glück" und bat mich dann, seinen Gastbeitrag hier zu veröffentlichen, was ich sehr gerne tue.

Euer Bahnblogger

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Liebe Bahnsinnigen,

wollten Sie nicht schon immer mal wissen, welche Geheimnisse hinter der Sitzplatzwahl stecken? Oder was die Ironie des täglichen Pendelns zur Arbeit ist?

Darüber und von anderen Facetten des Bahnfahrens erzählt mein Buch "Gleis ins Glück – Abgefahrenes vom Bahnreisen" – mal lustig, mal sachlich. Es greift damit Themen auf, die auch in diesem Blog verarbeitet werden, z.B. geruchliche Ärgernisse durch Sommerhitze oder dem Angriff der Matjesbrötchen.

Das Buch erzählt von Menschen und Technik in S-, U- oder Fernbahn. Es geht um:
- eigensinnige Beobachtungen und Anekdoten
- naturwissenschaftliche und soziologische Hintergründe (inkl. Quellenangaben)
- ungewöhnliche Tabellen, z.B. zu Stationsdurchsagen, Wartetypen und Zeitungsspannweiten
- Tipps zum effizienten Bahnreisen

Neben verschiedenen Arten von Ärgernissen bereichern auch interessante und positive Seiten den Lesegenuss. In kleinen Häppchen erfährt man so manches über das Dösen im Zug, Machtspiele von Kontrolleur und Schwarzfahrer, Infektionsherde in der Bahn oder die Geschichte der Bordtoilette.
Eine Handvoll Fotos und 15 Cartoons sorgen für Abwechslung – hier ein exklusiver Cartoon zum "Kühlschrank ICE":




















Das Werk hat 180 Seiten. Das Taschenbuch kostet 12,90 Euro und das E-Book wird für 6,99 Euro ein Teil Deines Geräts.
Erhältlich im lokalen Buchhandel oder in der Wolke, aber (noch) nicht im Bordbistro:

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Ivo Schmidt


PS 1: Interessantes, Lustiges und Sehenswertes zum Bahnfahren und zum "Liken" (falls die Zuführer nicht streiken) gibt es auf meiner Facebook-Seite Gleis ins Glück

PS 2: Antworten zu den einleitenden Fragen zu Sitzplatzwahl und Pendler-Ironie finden sich auf S. 43ff. bzw. auf S. 143. Geruchliche Ärgernisse von Bahn-Speisen beginnen ab Seite 90 zu duften.

Dienstag, 4. September 2012

Bahnblogger enthüllt: Sie sind unter uns und sie verbreiten sich!

Mir fällt auf, dass immer mehr Menschen Ohrhörer tragen, die von einem SmartPhone mit Musik gespeist werden. Wer regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, der kennt das: Schon beim Betreten eines Zuges oder Busses schallt einem das Geplärre aus einer Vielzahl von Ohrhörern entgegen. Lange Zeit war ich der Meinung, dass bei den meisten Menschen die Ohrhörer verkehrt rum im Gehörgang stecken und die Musik nicht nach innen, sondern nach außen schallt. Ab und zu bitte ich deshalb einen Musikliebhaber, der in meiner unmittelbaren Nähe sitzt, um die Überprüfung des richtigen Sitzes seiner Ohrhörer. Immer blicke ich dann in verständnislose Gesichter.

Im Laufe der Zeit sind mir noch mehr Ungereimtheiten aufgefallen:

  1. Menschen, die laut schallende Ohrhörer tragen, können sich untereinander unterhalten  
  2. Menschen teilen sich Ohrhörer, soll heißen jeder steckt einen einzelnen Ohrhörer in ein Ohr, das andere Ohr bleibt frei 
  3. Manche Menschen tragen riesige Kopfhörer. Aus den meisten schallt die Musik auch nach außen 

Kürzlich habe ich eine junge Frau im Zug angesprochen, die den Waggon mit lauter Musik beschallte. Sie nahm ihre Ohrhörer ab, aus denen plötzlich ein seltsames, unerträglich lautes Kreischen zu hören war. Die Frau brüllte mich an: „WIESO, ICH HÖR DOCH GAR NICHT LAUT!“

Das ist es also: Ein ausgeklügeltes Kommunikationssystem; nach außen ertönt Musik, um uns echten Menschen was vorzumachen und nach innen hören diese Aliens Funksignale, ich vermute von Alien-Raumschiffen, die unsichtbar um unsere Erde kreisen. Dort warten Hunderttausende häßlicher Kreaturen darauf, die Weltherrschaft zu übernehmen.

Da nehmen sich solch gut gemeinte Hinweistafeln in öffentlichen Verkehrsmitteln geradezu lächerlich aus:


Montag, 11. Juni 2012

Die Dog Station - geniale Erfindung oder Flop?



Hundekacke tritt überall dort auf, wo Hunde sind. Früher als Hunde noch im Wald lebten, war das kein Problem, denn da haben sie einfach in den Wald geschissen. Heute aber lebt der Hund mitten unter uns und scheißt überall dorthin, wo wir gehen, zum Beispiel auf Geh- oder Spazierwegen. 

Wenn man in so ein Hundehäufchen hineintritt, dann stinkt der Schuh ganz gewaltig. Es sieht auch nicht besonders schön aus, wenn Hundekacke am Schuh klebt. Deswegen haben sich ein paar schlaue Menschen zusammengesetzt und haben die Dog Station erfunden (Übers.: öffentliches Hundeklo). Unten entnimmt man eine Tüte, in die der Hund hineinscheißt und oben wirft man die gefüllte Tüte wieder rein. 

Super Idee eigentlich! Was aber, wenn der Hund 20 m von der Dog Station entfernt sein Geschäft verrichten muss oder etwa kein Englisch kann? Vielleicht sollte man diese Dog Station nochmals überarbeiten.




Montag, 2. April 2012

Pariser Metro auf dem Prüfstand

Unterirdische Schienennetze gehören zu einer modernen Metropole wie die flächendeckende Nahrungsversorgung durch Dönerbuden. So hat auch Paris eine unterirdische U-Bahn, die sich „Metro“ nennt.


Was viele nicht wissen - die Pariser Metrozüge sind  gummibereift. Das hat den Vorteil, dass man als Fahrgast während der Fahrt weniger Erschütterungen ausgesetzt ist. Der Erschütterungsvorteil hebt sich allerdings durch die Fahrweise der Metro-Lokführer auf, die bei jeder Station den Zug aus einer gefühlten Geschwindigkeit von 100 km/h innerhalb von 10 m zum Stehen bringen. Gut also, wenn man einen Sitzplatz ergattern kann. Hat man dann Platz genommen, sollte man einfach ignorieren, dass die Sitzpolsterung sich anfühlt und der Sitzbezug aussieht, als wären sie seit der Eröffnung der Metro im Jahr 1900 nicht erneuert worden.


Kriegt man keinen Sitzplatz, was meistens der Fall ist, muss man trotzdem keine Angst vor den scharfen Bremsvorgängen haben, denn die Metrozüge sind so überfüllt, dass man wie eine Eins steht und die Fliehkraft lässt beim Bremsen allenfalls die Gesichtszüge entgleisen. 


Dieses ausgeklügelte System der Vorteile, die durch Nachteile aufgehoben werden und umgekehrt, sorgt dafür, dass täglich 5 Millionen Fahrgäste zufrieden von A nach B transportiert werden.


Pariser Metro: Entspanntes Dahingleiten mit Gummibereifung.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Pumakäfig auf Schienen

Hier stinkt’s wie im Pumakäfig!
Jeder kennt diesen Spruch. Was er aber wirklich bedeutet, erfährt man nicht etwa im Zoo, sondern im Winter in Regionalzügen der Deutschen Bahn. Wenn man die folgenden bahnphysikalischen Grundregeln beherrscht, kann man sich alles andere herleiten:

Bahnphysik Grundregel 1
Die Klimaanlagen in Zügen der Deutschen Bahn kennen zwei Zustände:
  1. An = 8° Celsius Innentemperatur
  2. Ausgefallen = Außentemperatur + WärmekoeffizientSommer (Sonneneinstrahlung * Waggonaußenfläche)
Bahnphysik Grundregel 2
Die Heizungsanlagen in Zügen der Deutschen Bahn kennen ebenfalls zwei Zustände:
  1. An = 42° Celsius Innentemperatur
  2. Ausgefallen = Außentemperatur + WärmekoeffizientWinter (Anzahl Fahrgäste * abgegebene Körperwärme * Waggon-Raumvolumen/4)

DB-Standard-Szenario
Tritt nun Zustand 2 der Grundregel 1 und Zustand 1 der Grundregel 2 ein, dann sorgen die gut beheizten Waggons im Winter nämlich dafür, dass all das, was die Fahrgäste im Sommer bei ausgefallenen Klimaanlagen in die Sitzpolster reinschwitzen, jetzt verdunstet.

D
ie Folge
Es entsteht ein unbeschreibliches Duftgemisch. Und wenn dann noch ein Fahrgast einen ofenfrischen Broiler auspackt und genüsslich verspeist, dann wird mir vor lauter Glücksgefühlen ganz schwummrig.




Dienstag, 3. Januar 2012

Geschwindigkeitsrekord: In nur 4:14 Stunden vom Stuttgarter Flughafen nach Ulm

Dank der modernen Verkehrsanbindung des Stuttgarter Flughafens kann man als Schwabe heutzutage ganz toll mit der Verkehrsmittelkombination Bahn/Flugzeug in den Urlaub fahren. Diesen unschlagbaren Vorteil habe ich kürzlich für meinen Urlaub auf den Kanaren ausgenutzt.

Als ich Samstag Abend wieder auf dem Flughafen in Stuttgart landete und mein Gepäck in der Hand hatte, stellte ich erstaunt fest, dass 40 Minuten später schon eine S-Bahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof fuhr. Nach 27 Minuten Fahrt durch die wunderschöne, nächtliche Filderlandschaft erwischte ich nach einem kurzen Aufenthalt von 1 1/2 Stunden auch schon eine Regionalbahn nach Ulm, die nach nur 97 Minuten und 21 Zwischenhalten in Ulm war. Man könnte gar nicht glauben, wie schnell man heutzutage 81 km zurücklegen kann.

Da frage ich mich schon, was dieses S21-Projekt und der Neubau der Bahnstrecke von Stuttgart nach Ulm bezwecken soll. Vor allem, wenn ich daran denke, dass deswegen der Juchtenkäfer, der im Stuttgarter Schlossgarten wohnt, zwangsumgesiedelt wird.

Mittwoch, 28. September 2011

Oktoberfest im ICE

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Termin in München und wie sich's für einen Bahnblogger gehört, kaufte ich mir natürlich ein Zugticket. Als ich ahnungslos den Ulmer Hauptbahnhof betrat und all die fröhlichen Menschen in ihren Trachten sah, da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Oktoberfest! Heissa! Party! Ausnahmezustand! Mit einem unguten Gefühl bestieg ich den ICE nach München. Und was für ein Glück, meine Sitzplatzreservierung war in einem Oktoberfestfreien Waggon, na also!

Auf halber Strecke war's dann aber soweit, ich musste auf's Klo und dazu stand die Durchquerung eines Oktoberfestwaggons an. Schon als sich die automatische Schiebetür öffnete, schlug mir ein Bierdunst entgegen, der mir fast den Atem raubte. Ohrenbetäubendes Gelächter und hysterisches Kreischen hämmerte gegen mein Trommelfell. Im Gang standen lauter lustige Menschen.

Angewidert bahnte ich mir meinen Weg durch das Inferno, als mich plötzlich eine Stimme von hinten anbellte: "DU !!!" Ich drehte mich um und blickte in eine grässliche rote Fratze mit glasigen Augen. "Moch net so a ernschdes Gsicht !!!" Ich lächelte gequält in der Hoffnung, er möge mir seinen Todesatem nicht ins Gesicht hauchen, drehte mich um und kämpfte mich weiter voran, wohl wissend dass ich den ganzen Weg wieder zurück musste.

Endlich angekommen stellte ich fest, dass beide Toiletten besetzt waren. Endlich öffnete sich eine Tür. Erwartungsvoll machte ich mich bereit und heraus kam, o Graus, kein Mensch, sondern eine riesige Wolke Zigarettenqualm. Hustend flüchtete ich in den nächsten, na was denn? ... Oktoberfestwaggon!!! Kurzzeitig überlegte ich mir, die Notbremse zu ziehen, besann mich aber eines Besseren und wagte erneut einen Versuch, die andere hoffentlich rauchfreie Toillette zu ergattern Ich hatte Glück und zog mich in diese Oase der Ruhe zurück, wo ich am liebsten die restliche Fahrt nach München verbracht hätte.