Als regelmäßiger Bahnfahrer beobachte ich seit Jahren den Hang vieler Menschen, Maskottchen mit auf die Reise zu nehmen. Was früher die Christophorus-Medaille auf dem Armaturenbrett war, ist heute offenbar das Stofftier am Rucksack oder Koffer der meist weiblichen Reisenden.
Die Motivation, sich ein Maskottchen ans Gepäck zu hängen, geht vermutlich von "Schutz vor Zugentgleisungen" bis hin zu "Trost bei Heimweh". Meine Beobachtungen konzentrieren sich aber auf die Besitzer dieser Maskottchen:
- Die Mitzwanzigerin
Aussehen: pummelig, nicht besonders hübsch
Begleitung: zwei bis drei kreischende, hübsche, schlanke Freundinnen
Besonderheiten: ein buntes Strähnchen im Haar und ein Piercing im Gesicht
Gepäck: Rucksack, Wasserflasche in Außentasche
Maskottchen: Stoff-Bärchen
- Die Mitdreißigerin
Aussehen: pummelig, nicht besonders hübsch
Begleitung: ein oder mehrere pummelige Kinder
Besonderheiten: Dreiviertel-Hose, "cooles" Tatoo am Bein
Gepäck: Rucksack und großer Koffer
Maskottchen: Stoff-Bärchen oder Stoff-Häschen
- Die Mitvierzigerin
Aussehen: pummelig, die Schwerkraft hat im Brust- und Pobereich bereits deutliche Spuren hinterlassen
Begleitung: allein reisend
Besonderheiten: sehr, sehr enge Stretch-Jeans
Gepäck: Samsonite-Schalenkoffer mit zwei Rädern, der beim Ziehen zur Seite kippt
Maskottchen: Stoff-Bärchen (Braunbär oder Panda)
- Der Mitdreißiger
Aussehen: langweilig, unsportlich
Begleitung: Frau/Freundin, die auch ein Maskottchen am Gepäck hat
Besonderheiten: Dreiviertel-Hose, Ohrstecker
Gepäck: Deuter-Rucksack
Maskottchen: Stoff-Bärchen oder Stoff-Goleo
Und was denken Mitreisende über mich, wenn ich mein Häkelschwein hervorhole und vor mir auf den Tisch stelle?
Und was ist mit den Mitfuffzigern? Fahren die nicht mehr mit dem Zug?
AntwortenLöschenDoch. Und sie nehmen als Maskottchen eine Puppe mit, die sie vor 20 Jahren dem Sohn zu Weihnachten geschenkt haben.
Löschen